Demenzpflege – auch eine Möglichkeit, Gelassenheit zu lernen

Folgender Artikel von mir erschien im November 2016 in dem Buch „Human Angels“ von Veit Lindau und Dr. Rüdiger Dahlke:

Demenzpflege – auch eine Möglichkeit, Gelassenheit zu lernen

Meine seit 1990 fast blinde Mutter Hedwig Schneider wurde 1998 nach einer Pankreatitis zum Sterben nach Hause entlassen. Durch  ihren eisernen Lebenswillen und eine Ernährungsumstellung durfte sie noch weitere 14 Jahre leben. Meine Lebenspläne lagen für diese Zeit plötzlich „auf Eis“ und wurden durch eine 24 Stunden Pflege abgelöst. Unwillig nahm ich mein neues Los an, obgleich mir klar war (durch meine eigene Coaching Ausbildung), das diese Lebenssituation wohl genau dafür gut war, aus der „Theorie in die Praxis“ zu kommen. Hedwig und ich: zwei Welten prallten aufeinander. Aber ich blieb trotz allem in einer positiven Grundstimmung, nach dem rheinischen Motto „et es, wie et es!“.

Im Jahr 2005 wurde klar, dass sich viele „Merkwürdigkeiten“, die mir schon jahrelang aufgefallen waren, als Demenz herausstellten. Die Phase begann, in der sie alles versteckte, alles umräumte, Äpfel auf die Herdplatte legte und die selbst ausgezogene Windel im Kühlschrank deponierte. Also wurden Sicherungen herausgeschraubt, Schränke abgeschlossen und alle Feuerzeuge und Messer aus ihren Bereich entfernt.

Obwohl ich meinen Dienst verantwortlich ausübte, hatte ich  Mutter gegenüber aggressive Gefühle. Zudem machte es mich sehr traurig, dass ihre innere Festplatte kontinuierlich gelöscht wurde und sie mich nicht mehr erkannte.

Durch eine sehr liebevolle Verwandte, die ebenso ihre demenzkranke Schwiegermutter pflegte, wurde mir mein „Versagen“ noch mehr  bewusst.

Gott teilte mir im Gebet mit, ich solle die Rolle dieser Verwandten „ spielen“, um mich dadurch nicht so sehr mit den aggressiven Gefühlen zu identifizieren.

Das Ergebnis war eine komplette Veränderung meines Wesens. Ich wurde von einer rechthaberischen, kleinkariert auf Ordnung bedachten Person  zu einem Menschen, der über die dementen Verrücktheiten  meiner Mutter  (z.B. mit den Fingern essen und Spaß dabei haben) von Herzen lachen konnte. Wir beide blühten auf. Die Situation hatte sich nicht geändert, aber meine Einstellung.

Ich wurde einmal gefragt, ob es in meinem Leben noch Glücksmomente geben würde und ich sagte damals nachdenklich „ja, wenn Mutter morgens gut auf dem Klo war, bin ich glücklich“ und lachte über mich selbst. Ich stellte fest, dass ich durch meine demente Mutter, die mir das Leben so schwer machte, zu einem gelassenen Menschen geworden war.

So ist meine eigensinnige, mutige und stolze Mutter mir zu einem „Engel, einer wahren Lehrmeisterin des Lebens“ geworden. Das letzte Jahr hatten wir sogar eine zärtliche Beziehung, die uns zuvor nicht möglich war. Und wir haben viel gelacht…

Einige dieser Erfahrungen habe ich in dem Buch „Das Elixier der Verwandlung – vom Geheimnis des Leidens“ zusammen mit meinem Mann Frank aufgeschrieben.

Dieses mutmachende Buch ist zu beziehen über den Lifetrust Shop, Amazon oder jede Buchhandlung. Besonders geeignet ist es für Menschen mit einem behinderten Angehörigen.

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